Читать книгу "Исторические происшествия в Москве 1812 года во время присутствия в сем городе неприятеля - Иоганн-Амвросий Розенштраух"
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Правнук Вильгельма Георгий Эрнестович Розенштраух (1909–1970) обнаружил, что для него единственный способ выжить – это отречься от семейного прошлого. Он вырос в детском доме, и в 1930 году, так же как его прапрадед Иоганн-Амвросий Розенштраух за 140 лет до него, сменил фамилию (на девичью фамилию матери, Кольцов) и стал актером. Его карьера в Московском художественном театре (МХАТ) прервалась в 1938 году, когда его приговорили к 10 годам в исправительно-трудовом лагере, но в 1956 году он вернулся во МХАТ и в 1963 году получил звание народного артиста РСФСР. Кольцов выступал не только в театре, но и в кино и на телевидении[454].
Конец советской эпохи повернул колесо фортуны еще раз. Приход Розенштрауха в Харькове был распущен в 1938 году. Однако между 1989 и 1993 годами в городе сложилась новая лютеранская община[455], и в 2011 году, когда Харьков посетил один мой знакомый, он обнаружил, что имя пастора Розенштрауха как одного из основателей их церкви знакомо всем прихожанам, с которыми ему довелось познакомиться[456]. В 1998 году отчет Розенштрауха о его пастырской работе с умирающими был переиздан российским протестантским издательством[457]; отрывки из этого текста в аудиозаписи доступны в Интернете[458].
Таким образом, жизненный путь Иоганна-Амвросия Розенштрауха и его потомков дает некоторое представление о человеческом измерении русской истории последних двух столетий. Первая мировая война и революция положили конец истории этого преуспевшего в России иммигрантского рода. Чтобы понять, как она – эта история – начиналась, во время другой войны, столетием с небольшим ранее, обратимся к воспоминаниям Розенштрауха о событиях 1812 года.
Ein und derselbe Gegenstand, aus verschiedenen Gesichtspuncten betrachtet, wird, je treuer die jedesmalige Zeichnung ist, auch eine andre Ansicht darstellen; darum würde es eben so viele Beschreibungen von der Anwesenheit des französischen Heeres in Moskau – 1812 – geben können, als sich Personen damals in der Stadt befanden; und jede hätte irgend etwas Besonderes, weil der Beobachter sie aus seinem Standpuncte auffaßte, und darstellte. Ich weiß nicht, ob die Ereignisse dieser merkwürdigen und sehr einflußreichen Zeit, von irgend jemanden veröffentlichet worden sind? Mir ist kein solches Buch zu Gesichte gekommen, und darum theile ich nur das mit, was ich selbst sah, hörte, und zu bemerken Gelegenheit hatte. Zur Zeit, als die Begebenheiten vorfielen, dachte ich freilich nicht daran Notizen zu sammeln, um sie Andern mittheilen zu wollen. Deshalb kann ich nun nach 23 Jahren weder genau für chronologische Ordnung, noch für Zahlen, und für alle solche Dinge einstehen, was etwa dem Politiker, Staatsmann, Krieger, und Gerichtspersonen in dieser Zeit merkwürdig, und der Aufzeichnung werth gewesen wären. Ich war damals nur eine Privatperson, und beurtheilte alles was geschah, vorerst in der nächsten Beziehung auf mich selbst, und dann erst für das Vaterland und meinen Mitmenschen. Da ich aber seitdem gelernt habe, alle zeitliche Ereignisse in genauesten Zusammenhange mit der Ewigkeit zu stellen, blicke ich auch Rückwärts, auf alles damals Geschehene, in dieser einzig richtigen Beziehung um folgenden Mittheilungen, auch für Christen ein Intresse zu geben.
Ich kann, ohne Schwärmerey, mit Gewißheit behaupten, daß es des Herrn Wille war, daß ich Moskau nicht verlassen sollte, und Gott es so fügte, daß ich meine schon beschlossene Abreise aufgeben mußte, ohnerachtet ich bereits alle Anstalten getroffen, und sogar die Pferde schon angespannt waren, um nach Petersburg zu meinen Kindern zu fahren. Aber ein falsches Gerücht – als ob der Feind schon zwischen Moskau und Klin stände – bewog mich, dem Fuhrmann das Handgeld zu seiner Entschädigung zu überlassen, und obgleich ich noch an demselben Tage von dem Ungrunde des Gerüchtes überzeuget ward, konnte ich doch nachher, um keinen Preis mehr Pferde erhalten, und mußte in Moskau bleiben, weil – wie ich nun klar einsehe – davon mein und meiner Kinder zeitliches Wohl, und wie ich von der Barmherzigkeit Jesu hoffe, auch unser ewiges Loos dadurch befördert ward. Kein Christ wird zweifeln, daß der Allmacht Gottes alles möglich ist; aber wie Jesus in den Tagen Seines Fleisches keine Wunder verrichtete, als wenn die natürlichen Mittel unzulänglich waren, und auch in der Geschichte des alten Bundes, Gott nur dann Beweise Seiner unmittelbaren Einwirkung gab, wenn es auf bekannten Wegen unmöglich war, so handelt die göttliche Weisheit auch noch jetzt, in den Schicksalen ganzer Völker, und einzelner Menschen, und benutzet, oder füget, die vorhandenen Hülfsmittel, um diejenigen Wirkungen hervorzubringen, die Ihm, dem Herrn wohlgefällig sind. So weit menschliche Einsichten reichen, kann ich mit Sicherheit behaupten, daß ich in Petersburg; ohne ein auffallendes Wunder, weder zu dem Grade des Wohlstandes, durch unser, an diesem Orte beschränktes Handelsgeschäfts, – noch zu einer völlig veränderten Geistesansicht – welche durch die Leiden, und Gefahren in Moskau in mir hervorgebracht wurde – noch zu einer solchen Vorarbeit, in kirchlichen, und Schulangelegenheiten – durch thätigen Antheil an den Geschäften des Kirchenraths – gelangen konnte; welches alles vorangehen mußte, bevor ich den Entschluß Prediger zu werden, nur mit einiger Wahrscheinlichkeit des Gelingens fassen, vielweniger ausführen konnte. Ich hatte auch schon vor 25 Jahren, aus dem ungewöhnlichen Leidensgange meines Lebens, so viel gelernt, daß ich alle mich betreffende Lebensereignisse nicht für zufällig, sondern, für weise Fügungen der Barmherzigkeit Gottes hielt. Sobald ich also Moskau nicht verlassen konnte, ergab ich mich dem Willen des Herrn, und war so ruhig, als es nur immer in gefahrvollen Lagen, dem einem Gott vertrauenden Menschen möglich ist, der gleichwohl, wie alle seine Brüder, ein Herz im Busen trägt, welches zu Zeiten eben so trotzig, als verzagt ist. Ich komme nun zur Sache. Bis zum Ende des Augustmonates, ward das volkreiche Moskau beynahe Menschenleer, und die Gefahr, für die wenige Ausländer welche freywillig, oder nothgedrungen zurückblieben, mit jedem Augenblick größer, wie die auf den Straßen, und in den Häusern durch das verbitterte Volk verübten Excesse bewiesen. Vorzüglich war die Schmiedebrücke – eine Straße wo die meisten französischen Magazine sich befanden, und welche fast nur von Ausländern bewohnet war – dem Volke, ein Dorn im Auge, und in andern Stadttheilen gingen Gespräche im Umlauf „als ob in der verflossenen Nacht, alle Ausländer, die auf der Schmiedebrücke wohneten, umgebracht worden wären“ welches ich dadurch erfuhr, daß mehrere Herrschaften, die mich kannten, zu mir geschicket haben und mich fragen ließen „ob ich noch am Leben sey“? Der damalige Generalgouverneur Herr Graf von Rostoptschin, erließ zwar Proclamationen an das Volk, worin ihm vorgestellet ward, wie wenig es ihm zur Ehre gereiche, wenn sie gleich einem ausgetrockneten Hering magere Franzosen, oder Deutschen mit der Perücke todtschlügen; aber diese scherzhaften Bületins waren wenig geeignet das Volk zu schrecken. Darum verließ ich auch am 30sten August gegen Mitternacht, meine Wohnung an der Schmiedebrücke, da es in dieser Nacht, wie bisher noch nie auf dieser Straße, so geräuschvoll und unruhig war, wie ich es seit meiner Ankunft in Moskau noch nie bey Tage gehöret hatte, obwohl die Schmiedebrücke eine der frequentesten Straßen in Moskau ist. Mit meiner 16 jährigen Tochter an der Hand floh ich zu dem Kaufmann Schilling; welcher entschlossen war wegen seiner zahlreichen Familie, und der vielen Waaren die er in Commission hatte, und nicht bergen konnte, gleichfalls in Moskau zu bleiben. Auf dem Hinwege wurden wir vom Pöbel verfolgt, und es war ein Glück, daß der Dwornick im Schillingschen Hause uns gleich beym ersten Anklopfen die eiserne Hofthüre öffnete, und eben so schnell hinter uns schloß, als er unsere Verfolger sah, vor denen wir einen kleinen Vorsprung hatten, weil sie erst aus dem Zimmer, wo sie uns vorbeigehen sahen, und uns zuriefen: Ihr verfluchten Ausländer, wir wollen euch todtschlagen: erst über den Hof ihres Wohnhauses gehen mußten, dessen Ausgang erst in eine Nebenstraße führete. Dieser kleine Vorsprung den wir durch schnelles Laufen benutzten, und daß der Dwornick noch um Mitternacht sich grade der Pforte so nahe fand, um uns gleich einlassen zu können, rettete uns das Leben. Die Schillingsche Familie nahm uns sehr freundlich auf, und luden uns ein, bey ihnen zu bleiben, und alle kommenden Ereignisse gemeinschaftlich mit einander zu tragen. Die Laden an den Fenstern und der Eingang des Hauses, waren so feste und wohl verwahret, der Anwesenden, meist junge und kräftige Männer so viele, daß ein mäßiger Sturm leicht abgeschlagen werden konnte. Am Sonnabend – den 31sten August – liefen so viele Nachrichten von der Lebensgefahr der noch in Moskau sich befindenden Ausländer, von allen Seiten ein, daß es die Schillingsche Familie für Pflicht hielt, um jeden Preis lieber die Stadt zu verlassen, als umgebracht zu werden. Die ältern Söhne waren auch so glücklich, für ungewöhnlich hohes Fuhrgeld Pferde zu bekommen. Nun baten mich alle, (so sehr beenget auch ihre Wagen waren) sie zu begleiten. Ich sah aber die Unmöglichkeit ein, wenn ich nicht zu Fusse nebenhergehen wollte; und bat sie, nur meine Tochter mit sich zu nehmen, und am Abend um eilf Uhr fuhren sie ab. Bey unserm beyderseitigen Abschied, konnten wir nur hoffen, uns erst in der Ewigkeit wieder zu sehen; da sie auf der Reise nicht mindern Gefahren entgegen gingen, als ich in der Stadt zu erwarten hatte. Ein kräftiges, gläubiges, und gemeinschaftliches Gebet, welches ich mit meiner Tochter, etwa zwey Stunden vor der Abreise hielt, hatte sie, und mich so gestärkt, daß wir im entscheidenden Augenblick, uns ein ebenso schmerzloses Lebewohl sagten, als wenn wir uns in wenigen Stunden wiedersehen würden.
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